Habitatbaum

Bäume werden in Zeiten des Klimawandels in unseren Städten immer wichtiger. Doch auch die Angst vor Konsequenzen, wenn ein Schaden von ihnen ausgeht, ist groß. So kommt es immer wieder vor, dass Bäume falsch geschnitten bzw. viel zu früh gefällt und durch junge Bäume ersetzt werden.

Doch gerade die alten starken Bäume sind es, die wichtig für die Artenvielfalt sind und einen großen Nutzen haben. Dazu gehören eben auch Bäume mit abgestorben Ästen oder hohlen Stämmen.

Wir als Baumsachverständige müssen diese Schäden nicht nur erkennen, sondern auch bewerten, ob von dem Baum eine Gefahr ausgehen kann. Mit geeigneten Maßnahmen soll das Risiko eines Schadens minimiert, aber die Funktion des Baumes erhalten werden. Gerade alte und starke Bäume sind für bestimmte Tier-, Insekten- und Pilzarten wichtig. So kann ein alter hohler Baumstamm als Nistbaum von Höhlenbrütern genutzt werden. Unter der alten abplatzenden Rinde können Fledermäuse einen Schlafplatz finden. Der Hirschkäfer benötigt alte Eichen mit morschem, feuchtem und verpilztem Holz, um sich entwickeln zu können.

Diese alten, starken und auch abgestorbenen Bäume sind sogenannte Baumhabitate.

Das Wort Habitat stammt vom lateinischen Wort "habitare" und bedeutet "bewohnen".

Ein Habitat bezeichnet in der Biologie den für eine bestimmte Art typischen Aufenthaltsbereich innerhalb eines Biotops (Wikipedia). 

Bei der Karlskirche in Volders steht so eine alte und dicke Linde direkt an der Volderwaldstraße.

In einer Höhe von circa 7 Meter sind bei einer Baumkontrolle mehrere Löcher im Stamm entdeckt worden. Nach einer eingehenden Baumuntersuchung wurde festgestellt, dass der große mächtige Baum nicht so stehen bleiben kann. Zu groß wäre die Gefahr für die Straße und für das angrenzende Schulgebäude gewesen.

Habitus der Linde
Baumhöle auf 7 Meter Höhe

Nach kurzer Überlegung, welche Maßnahmen sinnvoll sind, hat man sich in Abstimmung mit dem Baumeigentümer auf eine Entnahme der Krone entschieden. Der Stamm sollte als Lebensraum erhalten bleiben. So wurde von einer Baumpflegefirma die Linde nach und nach von oben abgetragen.

Rückschnitt der Linde
Baumhöle auf 7 Meter Höhe

Oberhalb der beginnenden Höhlung wurde der Stamm stehengelassen, um diesen mit seiner Baumhöhle zu erhalten. So kann der Stamm als Baumhabitat hoffentlich noch für viele Jahre erhalten bleiben. Bei den letzten Schnitten ist zum Beispiel eine Ameisenkolonie aufgefallen, die in dem Stamm auf 9 Meter Höhe existiert.

Ameisenkolonie

Als Abschluss wurde eine Informationstafel am Stamm angebracht und in der Zukunft muss der Stamm regelmäßig auf seine Stand- und Bruchsicherheit überprüft werden.